Das Segelschulschiff „Gorch Fock“ ist wieder im Marinestützpunkt bei Wilhelmshaven angekommen. Dort beginnen heute die Untersuchungen zum tragischen Vorfall von der Nacht auf Donnerstag
Seit der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wird ein Besatzungsmitglied des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ vermisst. Das 18-jährige Crewmitglied ist Offizieranwärter und ging gegen Mitternacht während der Seewache bei zwei Meter Wellenhöhe, aber bei ruhiger und stabiler Schiffslage auf Ostkurs, über Bord. Die Wassertemperatur betrug 17 Grad. Das Schiff befand sich zu diesem Zeitpunkt in der Deutschen Bucht, zehn Seemeilen – circa 20 Kilometer – nördlich der Nordseeinsel Norderney. Dabei herrschte südwestlicher Wind der Stärke sieben, das entspricht etwa 60 Stundenkilometern. Von der Besatzung wurden sofort umfassende Rettungsmaßnahmen eingeleitet. Darüber hinaus startete unmittelbar nach dem Zwischenfall eine groß angelegte Seenotrettungsaktion. An der Suchmaßnahme beteiligen sich Einheiten der Deutschen Marine, der Bundespolizei, der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger sowie zivile Schiffe. Darüber hinaus sind Hubschrauber der Bundeswehr, der Bundespolizei und der Polizei Niedersachsens sowie ein Seefernaufklärer der Marine im Einsatz. Die Suchmaßnahmen dauern gegenwärtig an. Nähere Umstände sind zur Zeit noch nicht bekannt. Die Angehörigen in Nordrhein-Westfalen wurden informiert.
Die „Gorch Fock“ befindet sich seit dem 28. August auf einer Ausbildungsreise von Kiel nach Hamburg. Das Einlaufen war dort für Freitag vorgesehen. In Abhängigkeit von der weiteren Entwicklung wird der Besuch in Hamburg abgesagt. Aus kameradschaftlicher Rücksichtnahme hat die Marine zudem den für den kommenden Samstag, 6. September, geplanten Marineball in Flensburg ebenfalls abgesagt. An Bord des Schiffes befinden sich 107 Offizieranwärter des Jahrgangs 2008, darunter 24 Frauen. Zur Stammbesatzung gehören darüber hinaus 100 weitere Soldaten. In den zurückliegenden 50 Jahren erhielten rund 14.000 Offizier- und Unteroffizieranwärter ihre seemännische Grundausbildung auf der „Gorch Fock“.
Die Angehörigen der vermissten Offizieranwärterin der „Gorch Fock“ bitten die Medien um Abstand. Offensichtlich haben Journalisten den Namen und den Wohnort in Erfahrung bringen können und versuchen nun, Kontakt zu den Angehörigen in Nordrhein-Westfalen (Kreis Heinsberg) aufzunehmen. Mit Blick auf die schwierige persönliche Situation bittet die Familie auf diesem Wege sehr nachdrücklich alle Medienvertreter, von Anfragen jeglicher Art Abstand zu nehmen. Unabhängig davon wird die Deutsche Marine nach wie vor keine persönlichen Daten der Familie herausgeben.